Harald Jacoby

Ein grosses Herz für den Bodensee

Es ist wohl die vielseitige und international bedeutsame Vogelwelt des Bodensees, die aus Harald Jacoby einen der bekanntesten Vertreter der Umweltszene am Bodensee machte. Sein Steckenpferd ist das Wollmatinger Ried. 

Schon als Junge interessierte sich Harald Jacoby für Vögel. Der Konstanzer lernte sie in schön bebilderten Büchern kennen und war schliesslich überrascht, als er feststellte, dass er diese Vögel mit grossem Artenreichtum vor seiner Haustüre fand. Schnell lernte er einige Gleichgesinnte kennen und gründete mit ihnen 1958 die Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Bodensee. In der ersten Zeit beschränkte sich die Gruppe auf die Beobachtung der Tierwelt, doch immer mehr drängten sich Häuser und Gewerbebauten ins Bild der Ferngläser. Die Bauern auf der Insel Reichenau begannen zudem, auf die Nutzung des Riedgrases als Streu zu verzichten. Doch genau das späte Mähen der zu Stroh gewordenen Gräser ab Oktober ermöglichte es nicht nur Arten wie dem Brachvogel oder der Bekassine hier zu brüten, es fördert generell die Artenvielfalt. Die schleichende Veränderung wurde zur Bedrohung des Wollmatinger Riedes. Dank dem Engagement eines Politikers wurde aber dem Ried 1968 das Europadiplom des Europarates verliehen. Dieser Adelstitel hemmte die Zersiedelung merklich. Harald Jacoby engagierte sich für eine Professionalisierung des Naturschutzes, denn es wurde immer offensichtlicher, dass das Wollmatinger Ried eine ständige Betreuung und Beaufsichtigung braucht. Einerseits gründete er eine Geschäftsstelle des NABU (Naturschutzbund Deutschland) in Konstanz, anderseits vernetzte er sich mit Partnerorganisationen. „Der Bodensee ist ein einheitlicher Naturraum. Vögel machen nicht vor Grenzen halt, deshalb wollten wir sie überwinden.“ Wichtig war auch eine verstärkte Medienpräsenz für die Belange des Rieds. Die Bewohner sollten selber sehen, was sie für eine Naturperle vor der Haustüre haben. Deshalb wollten wir das Ried bei Führungen einer breiteren Öffentlichkeit vorstellen."
 

Zukunftsfähiger Bodensee
In den siebziger Jahren drang wegen der starken Gewässerverschmutzung der Umweltschutz ins Bewusstsein der Menschen. Harald Jacoby war eine treibende Kraft bei der Bildung "ARGE Naturschutz Westlicher Bodensee", die später ausgeweitet wurde. Erstmals bündelten sich die Kräfte im Interesse des Naturschutzes, um gemeinsam auch in der Politik ein grösseres Gewicht zu erhalten. In dieser Zeit wollte der niederländisch-britische Lebensmittelkonzern Unilever beweisen, dass sich Wirtschaft und Umweltschutz nicht ausschliessen. Er fand in der Deutschen Umwelthilfe mit Sitz in Radolfzell den geeigneten Projektpartner. Ziel war es, im Modellgebiet Bodensee wirtschaftsfreundliche Lösungen für Umweltprobleme auf der Basis von Kooperation statt Konfrontation zu entwickeln. Die dazu notwendige Plattform hiess Umweltrat Bodensee, in der auch Organisationen wie der WWF vertreten waren. Daraus ging die Bodensee-Stiftung hervor, zu deren Gründungsmitgliedern ebenfalls der WWF zählte. Themen waren die Bodensee S-Bahn, Solarboote, Elektromotoren, die biologische Landwirtschaft, die Zusammenarbeit mit der Gastronomie und vieles mehr. Zwischen 1994 und 2004 war Harald Jacoby der erste Geschäftsführer der Bodensee-Stiftung. "Es war eine spannende Zeit. Wir konnten den Grundstein für einen zukunftsfähigen Bodenseeraum legen." 2018 wurde das neue NABU-Bodenseezentrum in Reichenau eingeweiht. Ohne Harald Jacobys Engagement wäre dies nicht möglich gewesen. Mit seinen 78 Jahren kann er auf ein bewegtes Leben im Dienst der Natur zurückblicken. 

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