Theo Kindle

Rhesi ist nicht so herausgekommen, wie ich mir das vorgestellt habe

In Sachen Gewässerschutz vertrat der Liechtensteiner Theo Kindle sein Land als Leiter des Amtes für Umwelt bis 2005 in internationalen Gremien wie der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK). Dabei erlebte auch er den Wandel vom rein technischen Gewässerschutz bis hin zu einer für Wasserlebewesen geeigneten Landschaft. Kindle wurde zu einem vehementen Verfechter eines lebendigen Alpenrheins.

Theo Kindle ist ein Kämpfer für die Befreiung des Rheins aus seinem viel zu engen Korsett. Der Liechtensteiner gehörte zu den frühen Kritikern des bisherigen kostenintensiven Gewässerschutzes, durch welchen ein Fluss wie ein Fremdkörper im Tal wirkt. Ein natürlicher Fluss ist ein vernetztes Gebilde, das von zahlreichen Zuflüssen gespiesen wird und durch ein Tal mäandert. Davon ist im Rheintal nichts zu sehen – der Rhein gleicht einer Wasserschnellstrasse. Als Ingenieur der Siedlungswasserwirtschaft hatte Theo Kindle in Liechtenstein schon früh mit dem Gewässerschutz zu tun. In den 1970er-Jahren stand anfänglich die Wasserqualität im Vordergrund. Es war die Zeit des Fischsterbens, der häufigen chemischen Verschmutzungen von Bächen und Flüssen durch die Haushalte und Industrie. «Als sich die Wasserqualität verbesserte, die Fischbestände dennoch weiter zurückgingen, begannen wir tiefer zu analysieren und auf den Grund der Problematik vorzustossen», erinnert sich Theo Kindle. Offenbar hatten die saubereren Gewässer Nahrungsgrundlage der Fische entzogen. «Doch auch das war zu kurz gedacht. Wir fanden heraus, dass der Lebensraum der Wasserlebewesen so stark beeinträchtigt war, dass sich unter dem Wasserspiegel kein natürliches Gleichgewicht mehr bilden konnte», erklärt Theo Kindle.

Mehr Auen und ökologische Trittsteine

Damit kristallisierte sich schon vor mehr als dreissig Jahren die Stossrichtung Kindles künftiger Ambitionen heraus. Er dachte ganzheitlich und plädierte auf allen politischen und technischen Ebenen für einen Hochwasserschutz, der im Einklang mit der Wasserökologie entwickelt wird: Gewässer mit Raum zum mäandern und natürliche Zuflüsse. Bei seinem Steckenpferd, dem Rhein von Ems bis zum Bodensee, musste er immer wieder Rückschläge einstecken. Der heute 75-Jährige äussert seine Meinung zum ambitionslos gewordenen Rhesi-Projekt, bei dem er am Anfang konzeptionelle Arbeit leistete, wie folgt: «Es gibt widersprüchliche Interessen. Die Entwicklung der natürlichen Rheinlandschaft wurde indessen 100 Jahre lang blockiert. Es ist an der Zeit, den Gewässern wieder den Raum zu geben, den sie benötigen. Das ist zugleich auch der beste Hochwasserschutz. Leider ist der erste geplante Abschnitt zwischen der Frutzmündung und dem Bodensee nicht so herausgekommen, wie ich mir das vorgestellt habe. Es braucht Auen und mehr ökologische Trittsteine. In dieser Form würde ich die Pläne ablehnen.»

Martin Arnold

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