Josef Zoller

Die Natur genau anschauen

Der Rorschacher Josef Zoller blickt auf ein ereignisreiches Leben zurück. Besonders der Einsatz zugunsten der Natur war für den Biologielehrer facettenreich. Immer wieder gelang es ihm über Gräben hinweg Brücken zu bauen.

«Am wohlsten fühle ich mich noch heute am See bei Altenrhein. Der Einsatz für den Erhalt dieser Landschaft hat sich gelohnt.» Der 83-jährige Josef Zoller bezeichnet sich selber als Seebueb, aber das ist auch keine Überraschung für jemanden, der schon als Kind Fische im Aquarium hielt und früh von der Welt am und unter Wasser fasziniert war. Angefangen hat er wie so viele Kinder mit Kaulquappen, doch für ihn war ihre Entwicklung nicht der Endpunkt seines Forscherdrangs, sondern der Beginn. Seinem genauen Hinsehen entging natürlich nicht, wie Gewässer und Wälder vor allem in den siebziger Jahren fast schon dramatisch schnell zerstört wurden: durch zunehmende Verbauungen, vor allem aber auch durch Verschmutzungen. Offene Mülldeponien und ungeklärte Abwässer setzten der Umwelt zu. «Der See war eine Kloake, man konnte wegen der Blaualgen kaum mehr baden», erinnert sich Josef Zoller.

Das Hobby zum Beruf gemacht

Josef Zoller gehörte in Rorschach zu jenen, die dieser Zerstörung nicht tatenlos zuschauen wollten. Der frühere Primarlehrer studierte in Zürich Naturwissenschaft und wurde im Seminar Rorschach der Nachfolger seines ehemaligen Biologielehrers. Damit machte er sein Hobby zum Beruf, engagierte sich aber in der Freizeit für den Erhalt der Lebensräume. Eine erste grosse Auseinandersetzung gab es am Seeufer von Altenrhein, wo es eine grosse Überbauung geben sollte, was das Ende einer wertvollen Riedwiese bedeutet hätte. Sie mündete in einem Sieg vor dem Bundesgericht. Es folgten weitere Natureinsätze: Mit einer Sperre zugunsten der Amphibien an der Untereggenstrasse in Goldach, bei Wangs mit dem Einsatz für einen Amphibienteich und vielem mehr. Josef Zoller mischte sich immer dort ein, wo die Natur gefährdet war. Sein Tätigkeitsgebiet betraf den ganzen Kanton. Er beteiligte sich als Biologe mit einem Gutachten bei der Umzonung der Torfabbauflächen bei Altstätten und Oberriet in eine Schutzzone. 1980 inventarisierte er mit Unterstützung des Lotteriefonds und beider Kantone Appenzell die Amphibien im Gebiet St.Gallen und Appenzell. Es war eine Grundlagenarbeit, von der der Naturschutz auch heute noch zehrt.

Faszination ist der beste Schutz

Josef Zoller führte Exkursionen durch, hielt Vorträge, beteiligte sich an botanischen Zirkeln und war eine feste Grösse im Naturschutz der Ostschweiz. Immer wieder engagierte sich Zoller auch für Naturschutzorganisationen, darunter den WWF. Noch heute ist er im Vorstand vom Naturschutzverein Am Alten Rhein. Sein Erfolgsrezept: «Ich versuchte immer, die Menschen zu motivieren, die Natur genau anzuschauen, sich faszinieren zu lassen. Dies ist der beste Schutz.»

Martin Arnold

.hausformat | Webdesign, TYPO3, 3D Animation, Video, Game, Print