Markus Allemann

Gärten für die Biodiversität öffnen

Der Naturgärtner Markus Allemann ist einer der Beteiligten am WWF-Projekt «Biodiversität macht Schule». Bereits seit bald 30 Jahren führt er für den WWF auch Baumschnitt- und andere Naturgartenkurse durch. Bäume sind seine grosse Leidenschaft.

Markus Allemann versteht Bäume. Das könne jeder. Es sei kein Hokuspokus, keine Magie und kein Arbeitstitel für ein Hollywood-Drehbuch. Der Solothurner Bauernjunge sah einfach früh seinem Vater beim Bäumeschneiden zu und sagte sich, dass wolle er auch mal können. Der Naturgärtner mit eigenem Geschäft in Schönholzerswilen (TG) kann es längst und gibt sein Wissen weiter. Hunderte WWF-Mitglieder haben bei ihm schon einen Baumschnitt-Kurs besucht. Wer einen Baum schneidet, muss ihn erfassen, eben verstehen. «Geht es ihm gut, schlecht, wächst er kümmerlich, hat er zu wenig Wasser oder zu viel? Darauf muss ich reagieren», erklärt Allemann. «Denn der Baum sagt mir ja, ob es ihm gut oder schlecht geht. Entsprechend muss ich ihn so schneiden, dass er sich gut entwickeln kann.» Je nach Arten entdeckt er in Obstbäumen auch besondere Eigenschaften: Ein Birnbaum ist für ihn mächtig und stolz, ein Apfelbaum ein Schaffer, der Zwetschgenbaum ein Typ, der hart im Nehmen ist, den Kirschbaum sieht er als kräftige und stolze Art und in den Aprikosen und Pfirsichbäumen sieht er die Diven. «Für mich hat jeder Baum eine Persönlichkeit», erklärt Allemann und fährt fort: «Ein Obstbaum kann 150 Jahre alt werden. Viele haben mehr Lebenserfahrung als wir Menschen. Denn sie haben viel überlebt und sich behauptet.» Markus Allemann glaubt auch, dass eine natürliche Umgebung, also ein gewachsenes Ökosystem, Veränderungen besser überstehen. Generell hat er den Eindruck, dass sich Obstbäume dem Klimawandel anpassen können.

Mut zur Schönheit

Markus Allemann verdient seinen Lebensunterhalt als Gartenbauer. Sein Naturgartengeschäft hat sich einen Namen bei der Gestaltung naturnaher Schulhausumgebungen gemacht. Oft gestaltet er die Schulhausumgebung zusammen mit Lehrpersonen sowie Schülerinnen und Schülern um. Leider sei dafür im heutigen Schulbetrieb immer weniger Zeit. Auch Privatgärten haben seiner Meinung nach ein grosses Potenzial, wertvoll für die Biodiversität zu sein. «Die Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer müssen den Mut zur Schönheit aufbringen. Ich habe es erlebt, aber es ist selten, dass jemand einen geschnittenen, grünen Rasen und Hecken, also eine geometrische, trostlose Gartenanordnung, als schöner empfand», erklärt Allemann. Er ist froh, dass er sich nicht mehr wie Don Quichote in seinem Kampf gegen Windmühlen vorkommt. Denn es gebe immer mehr Menschen, die in ihren Gärten mehr sehen wollen als eine Ökowüste. Dann sagt er abschliessend: «Sie haben gemerkt, was sie alles an Schönheit und interessanten Erfahrungen verpassen, wenn sie die Vielfalt aus ihrem Lebensraum aussperren.»

Martin Arnold

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