Erica Willi

Erica Willi

Hundert glückliche Bäume

Sie hängt schwarze Kreuze an Bäume, um diese zu retten, tritt gegen die Verbauung des Arboner Seeufers an und setzt sich für naturnahe Lebensräume ein.

Erica Willi ist mutig, unbestechlich und ausdauernd. Sie ist ein Glücksfall für Arbon. Seit nunmehr fünfzig Jahren setzt sie sich dafür ein, dass den Menschen am Bodensee die Natur und das Ufer nicht abhandenkommen. «Eine wilde Aktion war das damals, die Rettung der Seufzerallee. Zu zweit gegen die Baufirma HRS», erinnert sie sich. Heute wirbt die Tourismusbranche ganz selbstverständlich mit dem Lustwandeln unter Kastanienalleen. Erica Willi ist die Summe der kleinen Erfolge jedoch genauso wichtig. Da eine Magerwiese mehr, dort ein Schottergarten weniger; die Nabe, um die sich ihr Lebensrad dreht, ist die Natur. Dieses Rad, gut zentriert, dreht sich stetig, trotz der politischen Widerstände.

Am Anfang war das Buch
Mit dem Ökoklassiker «Der stumme Frühling» von Rachel Carson begann alles. 1969 muss das gewesen sein. «Das Buch über die Umweltzerstörung gab den entscheidenden Impuls, der mich politisierte», erzählt Erica Willi. Im WWF Thurgau findet die junge Frau Gleichgesinnte und engagiert sich aktiv, von 1993 bis 2001 als Co-Präsidentin. Unterdessen bildet sie sich im Nachdiplom zur Umweltwissenschaftlerin weiter. Ihr Engagement im WWF bleibt. Ausgerechnet ein Golfplatz bringt sie dabei ins Schwärmen. Einer jedoch, der punkto Biodiversität jeden intensiv betriebenen Bauernbetrieb in den Schatten stellt. Lipperswil zeigt exemplarisch, was Umweltverbände mit ihrer Hartnäckigkeit erreichen können. Erica Willis breites Fachwissen prädestiniert sie dafür, den WWF in der Naturschutzkommission für die Bewertung des Golfplatzes zu vertreten und wichtige Impulse zu geben.

Sie kann auch Politik
Jahrelang sitzt sie für die SP Arbon im Stadtparlament sowie im Kantonsrat. Ein Resultat ihrer Hartnäckigkeit ist die Schaffung der städtischen Grünraumkommission, in der sie in beratender Funktion tätig ist. Mit ihrer Meinung hält sie nicht zurück: «Schottergärten gehören verboten. Wir dürfen den nächsten Generationen kein Trümmerfeld hinterlassen!» Erica Willi hofft deshalb auf die Änderung der Arboner Bauordnung. Ihre politischen Ämter hat die 74-Jährige mittlerweile abgegeben. Locker lässt sie deshalb aber nicht. Für die Präsidentin des Natur- und Vogelschutzvereins «Meise» hat die Aufwertung der Lebensräume für Kleintiere oberste Priorität, denn mit der Betreuung der 950 Nistkästen durch die Organisation ist es nicht getan. Und mit hundert Bäumen möchte sie Arbon zu einer grünen Lunge verhelfen. Sechs sind bereits gepflanzt. Mögen die restlichen 94 bald glücklich Wurzeln schlagen. Arbor Felix – Arbon Felix.

Judith Gamma Prost

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