Marlis und Kurt Utzinger

Die Stadt-Land-Vernetzer

Bei weitem nicht jeder, der ein ausgefülltes Leben lebt, lebt auch ein erfülltes Leben. Kurt und Marlis Utzinger leben beides. Als junges Paar kaufen sie 1978 das Bergheimet „Ragol“ zwischen Pfäfers und Vadura. Zwölf Hektaren insgesamt: Wiesland und Wald. Später kommt noch mehr Land dazu und 2001 die Alp Panära. Sie wollen in der Natur leben.

Begonnen hat es mit einem WWF-Lager auf einem Biohof im Emmental, das Kurt Utzinger Mitte der 70-iger Jahre für die Regionalgruppe Seez, in der er aktiv ist, organisiert. Die Autonomie dieses Betriebes begeistert ihn und seine Frau. „Wir waren keine Aussteiger damals. Wir sind ja in die Landwirtschaft eingestiegen“, meint Kurt Utzinger. Sie hätten ausprobiert, was geht und was nicht geht. Mit minimalen technischen Hilfsmitteln hätten sie maximale Arbeitsleistung erbracht. Sie werden zu Pionieren im biologischen Landbau im St. Galler Oberland. 1985 führt er zusammen mit Hape Grünenfelder von Pro Specie Rara das Rätische Grauvieh wieder in die Schweiz ein.

Anfangs konnten sie nicht vom Bauernbetrieb leben. Kurt Utzinger ist Chemielaborant und arbeitet an der Kantonsschule Sargans als Assistent. Er fährt also täglich talauswärts zur Arbeit und zwar auf seinem Töffli. Das macht Eindruck. Er tut nicht nur grün, er lebt es auch. Utzinger wird als parteiunabhängiger „Grüner“ in den Kantonsrat gewählt. Später wird er Ortspräsident von Pfäfers. Während dieser Amtszeit startet er 2003 ein Vernetzungsprojekt, das eine ökologisch bewusste Landwirtschaft zum Ziel hat. Der Erfolg ist enorm. Innerhalb von 10 Jahren steigt die ökologisch wertvolle Biodiversitätsfläche in der Gemeinde Pfäfers um rund einen Drittel auf 30 Prozent an. 2015 kommt das Landschaftsqualitätsprojekt des Bundes dazu. Die Pfäferser Landwirte stehen einstimmig hinter den Projekten. Nicht zuletzt deshalb, weil dadurch in den letzten sechzehn Jahren rund 100‘000 Franken vom Bund in die Gemeinde flossen. Zudem führen Kurt und Marlis Utzinger jahrelang die Geschäftsstelle der „Schweizer Bergheimat“.

Utzingers sind umtriebig und haben über die Jahre ein grosses Netzwerk aufgebaut. Ohne viele treue Helferinnen und Helfer wäre ihre Arbeit nicht möglich gewesen. Gleichzeitig ist dabei eine intensive Stadt-Land-Beziehung gepflegt worden. Auch die WWF-Einsätze auf ihrer Alp Panära, wo «Städter bei der Landschaftsflege» helfen, sind ein Erfolg.  Daneben haben sie jahrelang Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen betreut. Von eigentlichen Meilensteinen in ihrem Schaffen wollen beide nicht sprechen. Sie haben einfach das getan, was sie für richtig hielten. Mit Ausdauer, Vorausschau und enormem Wissen haben sie Pionierarbeit geleistet und zum Erhalt einer intakten Natur beigetragen.

2013 übergaben Kurt und Marlis Utzinger „Ragol“ in jüngere Hände. Panära allerdings bleibt in ihrer Pacht. Daran hängt Kurt Utzingers Herz. Er ist nicht in erster Linie das, was man sich unter einem Älpler vorstellt: Kühe, Hirten, Käsen. Seine Leidenschaft ist es, die Alp in Schwung zu halten, Weiden zu roden, neue Wege zu bauen, Brunnen einzurichten. Da kann er seinen Pioniergeist wunderbar weiterhin ausleben», meint seine Frau. Und für das «eigentliche Älplern» hat er fanatische Helfer. Vor allem Helferinnen, die regelmässig wiederkommen. So auch eine Steuerbeamtin aus Braunschweig, welche bis jetzt jeden Alpsommer mitgemacht hat», sagt Marlis Utzinger schmunzelnd.

Judith Gamma Prost

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