Regula Geisser

Der Wille, eine ganze Stadt zu verändern

Die Architektin Regula Geisser realisierte mit viel Freiwilligenarbeit und professionellem Engagement zusammen mit ihrem Büro GSI die Studie «Grünes Gallustal». Sie findet schweizweit grosse Anerkennung.

Was die Architektin Regula Geisser gemeinsam mit dem WWF und anderen Unterstützern geleistet hat, könnte zukunftsweisend sein. Sie hat ihre Professionalität in den Dienst eines richtungsweisenden Projekts gelegt, weit unter den üblichen Ansätzen dafür gearbeitet, aber profitiert heute vom gemeinsamen Werk genauso wie der WWF. Es geht um die Studie «Grünes Gallustal». 

Es war das WWF Regiobüro in St. Gallen, das Regula Geisser beauftragte, eine Strategie zu entwickeln, um inskünftig proaktiv bei der Entwicklung des Siedlungsraums mitwirken zu können, anstatt reaktiv mit Einsprachen gegen Bauprojekte vorzugehen. Gleichzeitig reifte in der ganzen Gesellschaft die Erkenntnis, dass der Klimawandel zu einer allesumfassenden Veränderung führt, auf die man ganzheitlich reagieren muss «Wenn wir St.Gallen auf den Klimawandel vorbereiten wollen, müssen wir die Stadt verändern», erklärt Regula Geisser. Themenübergreifend bei Verkehr, der Versorgung, Sicherheit, Freizeit, Quartieraufwertung und vielen anderen Feldern untersuchte die Mitinhaberin des Architekturbüros GSI in St.Gallen den Istzustand und die Verbesserungsmöglichkeiten, um die Schadstoffe zu minimieren, die Stadt zu kühlen und die Lebensqualität zu erhöhen.

Mit der Unterstützung weiterer Geldgeber konnte die Firma Leica gewonnen werden, die während eines Überflugs eine neue optische Technologie anwendete, die die Basis für einen beeindruckenden Film bildete. Dieser Film lässt machbare Visionen aufploppen, wie die Gallusstadt der Zukunft aussehen könnte. Das Gleiche illustrierten Regula Geisser und ihre Mitstreiter mit Fotos, und zwar nicht nur an den Hauptachsen, sondern differenziert bis in die Quartiere. Neben dem Film entstanden mehrere Bücher, die zusammen 1500 Seiten ergeben und landesweit einzigartig sind. 

Als der Prozess vor mehr als drei Jahren Fahrt aufnahm, kamen immer mehr Vorschläge und Ideen hinzu, die oft bei Regula Geisser landeten, in der Erwartung, dass sie diese umsetzen würde. Um sich an dieser Studie nicht aufzureiben, lernte sie, Grenzen zu setzen und Geduld zu haben. Denn viele Fachleute, welche die einzelnen Kapitel lektorierten, taten dies ebenfalls unbezahlt und in ihrer Freizeit.

«Es war eine sehr intensive Zeit mit ruhigeren und stürmischeren Phasen, aber auch mit einer grossen Anerkennung, die wir bis heute erhalten», erinnert sich die ehemalige Primarlehrerin. Die Studie wurde im April der Öffentlichkeit vorgestellt und seither kommen kontinuierlich Anfragen für Vorträge und zur Teilnahme an Fachtagungen. Stadtplaner von Basel, Zürich oder Winterthur suchen den Kontakt. Und auch die Stadt St.Gallen hat die Wichtigkeit der Arbeit erkannt und implementiert bereits die ersten Vorschläge, wie der geplante Stephanshorn-Park belegt. «Natürlich überstieg am Schluss der Aufwand die Einnahmen bei Weitem. Viel Arbeit war schliesslich freiwillig, also unbezahlt. Aber gleichzeitig hat unser ganzes Architekturteam viel gelernt und Geld für Weiterbildungen gespart. Man könnte fast sagen: Ehrenamt als Weiterbildung.»

 

Martin Arnold

.hausformat | Webdesign, TYPO3, 3D Animation, Video, Game, Print