Alina Loacker

Wir wollen überzeugen, auch wenn wir wütend sind.

Alina Loacker ist manchmal wütend. Sie gehört zur letzten Generation, welche die Treibhausgase so reduzieren könnte, dass die Erde noch lebenswert bleibt. Die Veränderungen seien aber zu langsam.

 «Menschen, denen der Planet am Herzen liegt, müssen aktiv werden», erklärt Alina Loacker. Mit ihren nur 20 Jahren hat sie bereits einen langen Prozess hinter sich. Es begann mit Zweifeln an Ferienflugreisen und der heutigen Lebensweise; durch ihre Beschäftigung mit Greta Thunberg sowie weiteren Informationen über die Klimakrise entschloss sie sich 2019, der Klimagruppe Appenzell Ausserrhoden beizutreten.

Alina war fünfjährig als ihre Eltern mit ihr von Wien in die Schweiz zogen. In Trogen besuchte sie die Kantonsschule und befasste sich dort intensiv mit dem Thema Erderwärmung. Heute studiert sie in Bern Sozialwissenschaft im Haupt- und Geografie im Nebenfach. Zur Volkswirtschaft hat sie eine pointierte Meinung. «Dort wird von den Kosten gesprochen, welche die Energiekrise verursacht, nicht aber von den immensen und ungerecht verteilten Kosten für Mensch und Umwelt, welche Katastrophen verursachen werden. Einflussreiche Personen erfassen nicht die Dimensionen, welche die Klimaerhitzung annehmen wird.» Alina Loacker bleibt ruhig und freundlich, wenn sie über die wahrscheinlichen Horrorszenarien spricht: «Wir wollen überzeugen, nicht provozieren.» Dies haben die rund 80 Mitglieder der Klimagruppe AR, von denen etwa die Hälfte aktiv ist, in die Tat umgesetzt und sich im Abstimmungskampf für das in der ganzen Schweiz vorbildliche Appenzeller Energiegesetz engagiert. Die Mitglieder besuchten insgesamt 24 Schulklassen, gaben Lektionen zum Thema Klimawandel, schrieben und inszenierten ein Theaterstück, komponierten ein Klimalied und führten Infoabende, Pressekonferenzen und einen regelmässigen Kantonsschule-Talk durch. Während der Corona-Pandemie initiierten sie zudem das Projekt Zukunft Zeich(n)en. Dabei malten die Teilnehmenden die Vision Netto-Null aus, und die Klimagruppe schrieb dazu Texte mit wissenschaftlichem Hintergrund. Diese Freiwilligenarbeit bezweckt die Sensibilisierung der Ausserrhoder Bevölkerung.

Wird all dies reichen? Alina Loacker zögert: «Ich kann für mein Umfeld sprechen, das mich beeinflusst hat, das aber auch ich beeinflusse. Mit meinen Eltern habe ich viel diskutiert; wir fliegen deutlich weniger, installierten eine Erdwärmepumpe und Solarpanels auf dem Dach. Es hat sich etwas verändert, auch wenn der Weg noch lange ist. Alle in unserer Klimagruppe versuchen, ihre Umgebung zu beeinflussen. Wir sind jung und vielleicht ungeduldig und müssen lernen, auch mit Rückschlägen umzugehen. Nach der Ablehnung des CO2-Gesetzes auf nationaler Ebene im Juni 2021 war ich z. B. so enttäuscht, dass ich stundenlang weinte. Ich finde das Abstimmungsresultat gegen jede Vernunft und gegen die Zukunft der Jugend erschreckend.»

 

Martin Arnold

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