Ein Eichhörnchen, welches in den Ästen eines Baumes sitzt und an einer Nuss knabbet

Eine Vision kann Realität werden / Filmpremiere Grünes Gallustal

11. Mai 2022

St. Gallen muss sich auf den Klimawandel vorbereiten. Diese auf das ganze Stadtgebiet verteilten Massnahmen für eine grünere Stadt erhöhen auch die Lebensqualität. Dass dies keine Utopie sein muss, wiesen am Donnerstag der WWF, Umweltverbände und das Architekturbüro GSI-Architekten bei der Präsentation des Leitbildes „Grünes Gallustal“ nach.

Franziska Cavelti, Co-Präsidentin des WWF St. Gallen erinnerte an die Besorgnis des WWF vor einigen Jahren als auf dem Gebiet der Gallusstadt ein anhaltender Rückgang der Biodiversität festgestellt wurde. Bäume würden nicht ohne Konsequenzen gefällt werden, aber diese stünden im krassen Kontrast zu dem was die Zukunft bringe. Es sei in wenigen Jahrzehnten grüne Fläche in der Grösse von 383 Fussballfeldern und damit fast 70 Prozent der Biodiversität verloren gegangen, während die Bevölkerung sogar leicht abgenommen habe und die Anzahl der Hitzetage nun steil nach oben weisen.

Der Auftrag an die GSI-Architekten war eine Bestandsaufnahme und ein Zukunftsbild. Daraus resultierten natürlich auch Möglichkeiten, Chancen und die Prüfung auf die rechtliche Umsetzbarkeit der sich auftuenden neuen Klimaanpassungsstrategie. Die Arbeit mehrerer Jahre ist nun in 14 Teilbände gegliedert, die einen Gesamtumfang von 1500 Seiten haben. Darin finden sich Analysen zu den verschiedensten Themen wie der Altstadtbild, der Kühlung, dem Wasser, Lebensräumen, Landschaft, Vernetzung, Lebensqualität und vielem mehr. Gleichzeitig werden thematisch gegliedert die Verbesserungsmöglichkeiten im Hinblick auf den Klimawandel aufgezeigt. Was die Arbeit aber wirklich einzigartig macht, ist nicht nur die Transparenz und Einsehbarkeit via Open Source, sondern auch die Visualisierung mit Hilfe von 3D-Wolken, welche aus der Vogelflugperspektive alle Entwicklungsmöglichkeiten und Biodiversitätsverbesserungen aufploppen lassen und so mit einem Schlag sichtbar machen. Dieser eindrückliche Film regte eine lebendige Diskussion an, an der Stadtrat Markus Buschor, der dem Baudepartement vorsteht, gefordert war. Zuvor meinte er in seinem Kommentar zum Leitbild „Grünes Gallustal“, sowie der Filmpräsentation, in einer solchen Stadt der Zukunft würde er nicht nur gerne leben, sondern auch ein Baum sein. Er sagte aber auch, die Vision sei zwar vom WWF ein Steilpass, aber daraus könne nicht mit einem Schuss ein Tor erzielt werden. Es brauche da schon noch Zwischenstationen. Da aber 2027 die Revision der kommunalen Nutzungsplanung anstehe, habe man oder werde man Vorschläge dieses neuen Leitbildes für die Biodiversitätsstrategie in den nächsten 10 Jahren aufnehmen. Doch die nun präsentierte Vision gehe darüber hinaus. Für den WWF und die anderen Umweltverbände antwortete Lukas Indermaur, Geschäftsführer des WWF St. Gallen: „Der Ball liegt nun bei der Zivilgesellschaft und der Politik. Wir werden die Entwicklung aber im Auge behalten und wo immer sich die Gelegenheit bietet, aktiv werden.“ Ausserdem engagiere man sich mit einer Ausstellung im Naturmuseum und im Rahmen anderer Formate weiterhin für das Thema.

Auf Publikumsfragen, die darauf abzielten, ob der WWF das Thema „Anpassung der Gallusstadt an den Klimawandel“ weiterhin anführe, antwortete Indermaur: „Der Klimawandel geht alle Menschen an. Wenn wir weiterhin führen, gibt es für konservative Menschen Berührungsängste, weil wir im links-grünen Lager verortet werden. Das wollen wir nicht.“  Denn Diskussionsstoff wird es noch genug geben. Etwa über die Kosten, die die GSI-Architekten ebenfalls errechnet haben: Zwei Milliarden. Was nach viel klingt, relativiert sich schnell. Denn die Kosten werden auf einen langen Zeitraum verteilt, müssen nicht alle von der Stadt übernommen werden und verteilen sich auf viele Schultern und sind effektiv nicht mehr, als eine weitere Tunnelröhre bei der Stadtautobahn inklusive Ausfahrt Süd kosten würde. Von dieser hätten die Stadtbewohner allerdings kaum etwas. Dafür steht sie völlig quer zum neuen Leitbild, das eine Senkung des CO2-Verbrauchs vorsieht.

Die Realisierung der Vision hätte wirtschaftliche allerdings auch positive Auswirkungen, so im Bereich des Tourismus und beim Immobilienwert. Einer der anwesenden Experten, der Neuropädiater Markus Weissert, informierte noch über die schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen für die Bewohner an dicht befahrenen Strassen, ganz abgesehen von den Kosten, die dadurch für die Krankenkassen entfallen. Weil die Entwicklung einer kommunalen Klimastrategie auch den Bundesvorgaben entspricht, möchten der WWF, die Studienmacher und die zahlreichen Unterstützer nun möglichst viele Menschen in die Diskussion über die Zukunft der Gallusstadt einbeziehen, damit das Werk „Grünes Gallustal“ kein Papiertiger wird.  Die Architektin, Regula Geisser, Hauptverantwortliche dieses monumentalen und schweizweit modellhaften Berichts über die Zukunft eines urbanen Raumes brachte den künftigen Weg auf die einfache Formel: „Die Natur ist der Schlüssel für viele Probleme.“

 

Weitere Infos und Film: Grünes Gallustal – WWF Ostschweiz

 

 

 

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