Gewinner Weisenmeisterschaft Obertoggenburg 2015
07. September 2015
„Ich bin kein Botaniker, kenne aber die Zeigepflanzen, darum wusste ich, dass diese Wiese artenreich ist. Der Sieg hat mich trotzdem überrascht“, so Stefan Näf aus Ebnat-Kappel. Er nahm am Samstagmorgen im Buurebeizli Dergeten in Nesslau sichtlich zufrieden den ersten Preis bei der Wiesenmeisterschaft in der Kategorie Magerwiese entgegen. Die prächtige Bergwiese von 30 Aaren ist im Frühjahr voller Orchideen, Primeln, Alpenhelm und vielen anderen Blumen.
Der Sommer ist vorbei und die Wiese gemäht. Die Preisverleihung wurde umrahmt von einem kräftigen Buure-Brunch, der Begrüssung durch Martin Zimmermann, Geschäftsführer des WWF St. Gallen und der Ansprache von Toni Huber, Vizepräsident des St. Galler Bauernverbandes. Die vom WWF, Pro Natura, dem St. Galler Bauernverband, sowie der Landwirtschaftlichen Schule Salez organisierte Wiesenmeisterschaft wurde im Kanton St. Gallen zum dritten Mal, im oberen Toggenburg erstmals, ausgetragen.
Aus Schatten- und Höhenlagen das Beste machen
Toni Huber lobte die vielen schönen Wiesen der Gegend, obwohl das Toggenburg vom Klima nicht bevorzugt werde. Es gebe Schattenhänge und Höhenlagen, die feucht seien und Standorteigen- schaften mit sich brächten, die ein Landwirt akzeptieren müsse. Trotzdem müsse eine extensive Fläche auch einen gewissen Ertrag bringen. Eine solche Wiese müsse einen futterbaulichen Wert haben. „Sonst sind die Landwirte nicht bereit, diese Wiesen weiter zu pflegen“, meinte Huber und ergänzte: „Wir sind uns bewusst, dass der Konsument nicht nur gesunde Lebensmittel will, sondern sich auch für die Herkunft interessiert. Mit den mittlerweile 13 Prozent ökologischer Ausgleichsfläche leistet die St. Galler Landwirtschaft einen grossen Beitrag an die Biodiversität und Artenvielfalt.“
Zusammenarbeit gesucht
Für Toni Huber ist die Wiesenmeisterschaft eine wertvolle Gelegenheit, in einem konkreten Projekt mit den Umweltorganisationen zusammenzuarbeiten. WWF-Vorstandsmitglied und Projektleiter Alfred Brülisauer anerkannte, dass es unmöglich sei, im Toggenburg eine Artenvielfalt wie in der von der sonnenverwöhnten Region Sargans zu erreichen, wo im vergangenen Jahr die Wiesenmeister- schaft durchgeführt wurde. Dafür gebe es Toggenburg 10 Moore von nationaler Bedeutung.
Sechs Gewinner
Umso schöner sei es, dass es Wiesen wie etwa jene von der Generationengemeinschaft Stauffacher gibt, so Projektleiter Brülisauer, die ihre feuchte Wiese als Streuwiese nutzen und in der Regel erst im September mähen und die in der Kategorie Streuwiese den Sieg errang. Miriam Stauffacher: „Ich wusste, dass in der Wiese viele Arten blühen. Deshalb habe ich sie angemeldet.“ Sie will die Siegertafel deutlich sichtbar beim Restaurant Dergeten bei Ebnat-Kappel, das ihre Familie betreibt, aufhängen. „Mein Vater hat diese Siegerwiese immer gepflegt und ich werde das weiter so halten“, erklärt die junge Landwirtin, die seit Anfang Jahr den Hof mit ihren Eltern bewirtschaftet. Jörg und Luzia Rutz-Forster aus Ebnat-Kappel holten sich den zweiten Preis. Luzia Rutz sagte dazu: „Ich hatte schon immer Freude an unserer Blumenwiese. Die Ehrung macht mich stolz.“ Dritte wurden Heinz Huser, Wildhaus.
Schon Franco Böschs Vater bauerte in Ebnat-Kappel nachhaltig, als noch kaum jemand etwas unter ökologischer Landwirtschaft verstand. Nun holte sich der Sohn für eine Bergweise auf der sonnigen Talseite den zweiten Platz in der Kategorie Magerwiesen – vor Melchior und Andrea Knaus, Unterwasser, den sich den dritten Platz sicherte.
2016 Region See und Gaster
Für Martin Zimmermann ist das WWF-Engagement bei der Wiesenmeisterschaft wichtig: „Die Bauern haben eine Schlüsselrolle bei der Erhaltung der Biodiversität inne. Wir wollen zeigen, dass wir dies auch anerkennen, wenn sich ein Bäuerin oder ein Bauer dafür einsetzt.“ Darum ist schon klar, dass das Projekt Wiesenmeisterschaften fortgeführt wird. Nächstes Jahr ist Region See und Gaster an der Reihe um 2017 den Kreis mit der Region Rheintal zu schliessen.