Ein Eichhörnchen, welches in den Ästen eines Baumes sitzt und an einer Nuss knabbet

SG: Risikominimierung als Kostentreiber

01. Dezember 2015

„Mehr Regulierung kann mehr Qualität bringen, sie treibt aber auch die Kosten in die Höhe. Zu viele Regulationen wirken demotivierend. Man sollte mehr Augenmass wahren. Selbstbestimmung und Eigenverantwortung sind der Nährboden für Freiwilligenarbeit,“ das war das Fazit der Tagung der Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons St. Gallen (GGK) von Ende November in St. Gallen, an der auch der WWF mitwirkte.

Immer höhere Ansprüche
Der Vorsteher des Departementes für Volkswirtschaft, Benedikt Würth, hat sich seine eigenen Gedanken gemacht. Er erinnerte an das Canoeing-Unglück am Saxetbach im Berner Oberland. Dabei kamen  am 27. Juli 1999 21 Menschen ums Leben. Die Folge waren ein Gesetz über Risikoaktivitäten verbunden mit einer Verordnung, die es zum Schluss Naturverbänden unmöglich gemacht hätte, unter naturkundlicher Führung durch bergige Landschaften zu streifen, da die Leiter zwingend einen Bergführerausweis bräuchten. Genauso ist es Trainern oder Mitarbeitern von Sportvereinen nicht mehr erlaubt, mit dem Autofahrausweis einen Kleinbus zu steuern, wie dies früher der Fall war. Es braucht seit zwei Jahren einen Ausweis der Kategorie D1. Dies sind nur zwei Beispiele die zeigen, dass Freiwilligenorganisationen, von der Spitex über Sportvereine und kirchliche Gruppen bis hin zu Kulturinitiativen und Umweltverbänden, mit den gleichen Herausforderungen kämpfen: z.B. Der Verkleinerung des eigenen Spielraumes zugunsten von Kontrolle und Regeln.

Breite Untersuchung
„Risikominimierung“, sagte dazu Hubertus Schmid  am Treffen der Freiwilligen am vergangenen Samstag im Pfalzkeller. Und er benennt auch die Treiber dieses Trends: „Die Medien und die Gesellschaft skandalisieren Vorfälle zu stark, denn alles lässt sich nicht vermeiden.“ Dass diese Entwicklung zu einem Problem wird, belegt die Gemeinnützige Gesellschaft mit einer kleinen Studie, die sie der Fachhochschule St. Gallen in Auftrag gegeben hat. Dabei wurden 2903 Organisationen angefragt und 673 Fragebögen zurückgeschickt. Zuvor klärten die Studienmacher unter der Leitung von Daniel Jordan in neun vertiefen Interviews ab, welche Fragen die Organisationen im Zusammenhang mit Vorschriften und Auflagen besonders beschäftigen. Drei Viertel der Antwortenden sind in den Bereichen Kultur und Sport tätig. Den Rest teilten Bildung, soziale Dienste, Kirche und Umweltorganisationen.

Auch verbandsintern mehr Vorschriften
Knapp über die Hälfte empfinden die Auflagen durch die Verbände, also die eigenen vorgesetzten Stellen, einschränkender als jene, die staatliche und kantonale Stellen erlassen. Im späteren Workshop wurde deutlich, dass Organisationen mit nationalen Verbänden generell etwas unter Zentralisierungstendenzen leiden und dass den Basismitgliedern oft nicht klar ist, was die Verbände, also die vorgesetzten Stellen mit den Mitgliederbeiträgen machen. Wie die Umfrage verdeutlichte, ist der Fächer der behindernden Regulierungen durch Behörden und Verbände so gross wie die Vielfalt der antwortenden Organisationen. Eine klare Aussage lässt sich nur schwer ableiten. Nicht zuletzt wegen der erwähnten Riskiovermeidungsstrategie und der daraus resultierenden Regulierungen und Vorschriften sind viele Organisationen aber gezwungen, bezahlte Mitarbeiter einzusetzen, was die Kosten erhöht. Alle Organisationen haben mit Kostendruck und dem Umgang mit Zeitressourcen zu kämpfen. Die freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden beruflich immer stärker beansprucht. Die Arbeitswege sind oft lang und die zeitlichen Reserven für die Freiwilligenarbeit nehmen ab.

Für die Zukunft rechnen 31 Prozent der befragen Organisationen mit weiteren Veränderungen in der Organisationsstruktur, eine Formalisierung der Abläufe, und eine Qualifizierung und Professionalisierung der freiwilligen Mitarbeitenden. Und schliesslich: noch weitere Regulierungen.  

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