Ein Eichhörnchen, welches in den Ästen eines Baumes sitzt und an einer Nuss knabbet

Umstrittene Fällung einer Platane auf dem St.Galler Marktplatz

14. November 2023

Für eine Fernwärmeleitung wollen die St.Galler Stadtwerke eine Platane auf dem Marktplatz fällen. Das hat Opposition ausgelöst. Ein erster Fällversuch ist am Montag gescheitert. Der Naturschutzverein Stadt St.Gallen, der WWF und «Grünes Gallustal» rufen den Stadtrat zu einer Denkpause auf. Sie schlagen vor, dass die Fällung des Baums sistiert wird. Die städtischen Baufachleute sollen im Gespräch mit den Baumfachleuten der Verbände einen Kompromiss suchen, der dem gesunden Baum mindestens eine Überlebenschance gibt.

Die St.Galler Stadtwerke sind damit beschäftigt auf dem Marktplatz Gräben für eine Leitung der Fernwärme auszuheben. In dem Zusammenhang soll eine gesunde Platane zwischen den obersten Ständen des ständigen Marktes gefällt werden. Dies, weil die Fernwärmeleitung so nahe am Baum vorbeigeführt wird, dass sein Wurzelwerk irreparablen Schaden nehmen würde. Dies lässt sich gemäss bisherigem Standpunkt der Stadt nicht vermeiden, weil man dem Neubau der neuen Bibliothek mit den Leitungen nicht zu nahe kommen will. Der Baum müsse zudem im Zuge der Marktplatz-Neugestaltung sowieso gefällt werden, heisst es.

Ein Kompromiss ist möglich

Ein Kompromiss scheint für die Umweltverbände möglich. Dafür muss die Leitung minimal vom Baum zur Blumenmarkttreppe verschoben werden. Dies so weit, dass die Baumwurzeln geschützt sind und die Fernwärmeleitung genügend Platz hat. Die Massnahme macht unabhängig davon Sinn, ob der Bibliotheksneubau auf dem Blumenmarkt dereinst kommt oder nicht. Für einen Kompromiss ist der Baumschutz während der Bauphase sicherzustellen.

In Betracht fallen Wurzelvorhänge, Rühlwände oder auch das Kappen einzelner Wurzeln durch Spezialisten. Zudem wäre die Fernwärmeleitung mit einem Betonriegel zu schützen. Für Gespräche und eine Projektanpassung bleibt nach Meinung der Umweltverbände genügend Zeit. Die Grabarbeiten entlang der obersten beiden Stände des ständigen Marktes sollen erst im Januar in Angriff genommen werden.

Voraussetzung für den angestrebten Kompromiss ist allerdings, dass die gesunde Platane diese oder kommende Woche nicht voreilig gefällt wird. Das würde vollendete Tatsachen schaffen. Falls zwingende Gründe dem Erhalt des Baumes entgegenstehen, bliebe immer noch genügend Zeit für eine Fällung vor dem Start der Bauarbeiten.

Grosse Bäume sind «ökologisches Kapital» für die Zukunft

Die vorgesehene Fällung der Platane und weiterer Bäume im Rahmen der Marktplatzentwicklung sind nicht in Stein gemeisselt. Die Planungen sehen im Moment vor, acht Bäume für die Neugestaltung zu fällen. Die Umweltverbände setzen sich dafür ein, dass dies nicht geschieht. Zu diesem Thema hat der Naturschutzverein Stadt St.Gallen und Umgebung (NVS) dem Stadtrat am Montag ein umfangreiches Positionspapier übergeben, in dem die Argumente für den Erhalt all dieser Bäume aufgelistet werden.

Der Erhalt von Bäumen ist den Schutzverbänden ein Anliegen. Dies, weil das Pflanzen junger Bäume an Orten wie dem Marktplatz angesichts der zunehmenden Zahl von Hitzetagen und Trockenheit immer schwieriger und aufwendiger wird. Ersatzpflanzungen benötigen Jahrzehnte, um den gleichen ökologischen Wert und die gleiche Wirkung gegen innerstädtische Hitzeinseln zu entwickeln, die grosse Bäume haben. Deshalb ist es angezeigt, gut zu überlegen, bevor die Motorsäge gestartet wird. Ein wenig Demut vor Bäumen, die älter sind als die meisten unter uns, ist nicht verkehrt.

 

Auskunftspersonen:

Regula Geisser,
«Grünes Gallustal»
071'246’60’12 (ab 16 Uhr)

Lukas Indermaur,
WWF St.Gallen
079'757’91’43

Magdalena Fässler,
Naturschutzverein Stadt St.Gallen und Umgebung (NVS)
077'436’58’42

 

Die vollständige Medienmitteilung vom 14.11.2023 gibt es unter diesem Link.

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